Der 20. Mai ist Welt-Bienentag!

Die Vereinten Nationen haben den 20. Mai zum World Bee Day (Welt-Bienentag) ausgerufen.

Damit wird die Bedeutung der Bienen und ihrer zahlreichen wilden Artverwandten wie Schlupfwespen, Schwebfliegen und Hummeln für das menschliche Leben unterstrichen. Wir müssen uns bewusst machen, welche wichtige Rolle diese Insekten für unsere Landwirtschaft und damit für unsere tägliche Nahrung - z. B. im Obstanbau - spielen. Als Gärtner sind haben wir das täglich vor Augen.

Bienen bei Kakteen-Haage

Bienen und Insekten im Allgemeinen haben sich bei uns schon immer sehr wohl gefühlt. Zum Einen ist die Cactusfarm pure Idylle und bietet viele Nist- und Nahrungsmöglichkeiten. Zum anderen waren Urgroßvater Friedrich Ferdinand und Großvater Walther Haage nebenbei auch - Achtung: Imker!

Und Ulrich Haage hat als kleiner Stöpsel seinen kleinen Kinderfinger als eben solchen benutzt und beherzt in einen Erdhummel-Loch gegiekelt (Erfurter Dialektwort für pieksen/stochern). Auch wenn Hummeln und Bienen sich viel gefallen lassen, das war zuviel. Sie haben ihm recht schmerzhaft seinen Grenzen aufgezeigt, die er bis heute respektiert.

Der Respekt vor Bienen und Insekten ist bei ihm geblieben - als Gärtner, aber natürlich auch als lebensbejahender Mensch. Denn wie schon Albert Einstein 1949 gesagt haben soll: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“

Das wäre doch schade drum, oder?


Unsere Kakteenzucht selbst ist zwar nicht direkt auf die Bienen angewiesen, weil wir eine "Facharbeiterin für Blümchensex” haben, die schneller als die Bienen ist - und auch sein muss. Denn Bienen können keine Etiketten lesen und würden verschiedene Arten einfach miteinander kreuzen - wie Bienen eben sind.

Kakteen haben zwar eine natürliche Blockade und lassen sich nicht einfach kreuzen, aber darauf verlassen wir uns lieber nicht.


Bienen und alle anderen Insekten sind auf der Cactusfarm sehr gerne gesehen und es gibt sie in großer Zahl und Vielfalt hier.

Schon lange (Achtung:) schwirren uns verschiedene Ideen und Pläne zur Populationsunterstützung im Kopf herum.


Pläne

Bienenhäuser

Seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts gab ist in der Gärtnerei ein echtes Bienenhaus. Friedrich Ferdinand Haage hat darin Pfeife schmauchend seine Sonntag Nachmittage verbracht. Aktuell sind vom Haus nur noch für Eingeweihte die Rudimente zu erkennen. Eine Restaurierung und Öffnung als “Bienenhotel” steht schon auf unserer Bucket-List!


"Erst" seit etwa 40 Jahren gibt es außerdem einen gut versteckten Bienenwagen. So bleiben die Bienen unbehelligt und versehen jahraus jahrein fleißig ihren Dienst und bestäuben Blumen und Bäume im ganzen Umfeld.


Und noch ein drittes Bienenhaus gab es für eine Zeitlang auf der Cactusfarm. Seinen Ursprung hatte es in einer Villa in Weißenfels. Bärbel Haage holte es für einige Jahre als Werkstatt und Arbeitskulisse nach Erfurt und drehte dort ihren Film "Sandmann" (2013)




Den ganzen Sandmann-Film von Bärbel Haage kann man übrigens auch hier kaufen.


Ein tolles Bienenhaus im Originalzustand kann man im Deutschen Bienenmuseum in Weimar anschauen. Dort gibt es überhaupt sehr viele interessante Dinge rund um die Bienen zu entdecken. 

Kakteengeschichten

Bienenjournalist und Kakteenfreund Lothar Bodingbauer kam aus Wien nach Erfurt gefahren - um mit Ulrich Haage über Kakteen zu sprechen. Es wurde ein langer Spaziergang mit Headset durchs Gewächshaus. Ergebnis: sein bislang längster Podcast: Bienengespräch 031 - Fünf Stunden en bloc über Bienen, Kakteen, Geschichte, Hobby und Beruf. (und ja: wir haben uns auch schon gefragt: es gibt tatsächlich Menschen, die sich fünfeinhalb Stunden Podcast anhören - sogar am Stück). Die Bienengespräche sind übrigens ein Geheimtipp und eine Wissens-Fundgrube für alle Bienen-Fans und Hobby-Imker. 

Im Gespräch mit Bienenmann Lothar Bodingbauer ging es auch um Lehm.

Seit vielen Jahren schon bieten wir Thüringer Löss-Lehm als Zuschlagstoff für Erdmischungen in unserem Sortiment an. Er wird speziell bei Kakteen und anderen Sukkulenten mit Rübenwurzeln gern verwendet. Aber auch unsere Lithops-Mutterpflanzensammlung fühlt sich darin sehr wohl.

Etwas überrascht waren wir von einer Zweitnutzung nachdem diverse Theater plötzlich zu unseren Kunden zählten. Nicht im Bühnenbau, sondern um die nackten Schauspieler damit zu bekleben wurde das neue Einsatzgebiet unseres Lehmes. Genaueres weiß hier nur das Theater - vielleicht erfahren wir einmal mehr darüber, dann gibt es dazu einen eigenen Blogbeitrag :)

Die schönste Verwendung unseres Lehms ist die jüngste:

Seit etwa einem Jahr kaufen viele Kunden unseren Löss-Lehm um damit Bienen- und Insektenhotels zu bauen. Das ist gut so und inzwischen notwendig, da die Nutztierchen in den kahl-glatten Betonwüsten der Städte kaum noch Nahrungs- und Nistmöglichkeiten haben.

Viele Anbieter wie Baumärkte und Internetportale bieten deshalb mittlerweile eine breite Auswahl an fertigen Niststätten an. Allerdings bestehen nicht alle aus sinnvollen Materialien und manche sind deshalb für den Gebrauch ungeeignet. Sie sehen dann zwar schick aus, bleiben aber leer.


Alternative: Do it yourself. Auch eine prima Gelegenheit, mal wieder mit der Familie zu basteln und dann zu beobachten, wie die neuen Mieter einziehen.

Wer ein Insektenhotel bauen will, kann auch mit besten Absichten einiges falsch machen. Traurig, wenn man dann trotz der Mühe keinen Besuch bekommt. Wir haben ein paar Dos and Don'ts zusammengestellt, die man beim Bau beachten sollte.


Standort

Do: sonnig und wind- und regengeschützt

Insekten lieben Wärme. Und auch für die Entwicklung des Nachwuchses ist ein trockener und warmer Platz optimal. Feuchtigkeit begünstigt immer auch Pilzwachstum, was meist zum Absterben der Brut führt.

Deshalb keine dauerschattigen Plätze für das Hotel wählen. Für den Regenschutz bieten sich transparente Terrassenüberdachungen an - da kommen die Sonnenstrahlen noch durch. Gut geeignet sind Stegdoppelplatten gerade mit soviel Dachüberstand, damit das Insektenhotel trocken bleibt.  


Don't: keine Nahrung in der Umgebung

Was nützt das schönste Hotel, wenn kein gutes Restaurant in der Nähe ist? Eben. Ein gut sortiertes Buffet an Nutz- und Zierpflanzen ist ein Muss! Besonders solitär lebende Bienen geben ihrem Nachwuchs einmalig einen großen Vorrat Nahrung mit in die Niströhre. Für lange Wege ist weder Zeit noch Energie da.


Die neue Behausung bitte auch nicht auf den Boden stellen. Feuchtigkeit und Kälte von unten sind dort ein ebenso großes Problem wie Fressfeinde (Ameisen). Am besten etwas erhöht und - wichtig - wackelfrei an einer Wand anbringen. Wer mag schon ständig schaukeln.


Und: Einflugschneise freihalten!

Die Jungs und Mädels wollen schließlich ökonomisch fliegen.

Materialien

Nicht jeder hat einen schönen alten Baum im Garten, der Raum für viele verschiedene Insekten bieten kann. Was eignet sich also gut zum bauen?

Do: vielfältige Baumaterialen
Je mehr abwechslungsreiches Material aus verschiedenen Pflanzen und Stärken es gibt, desto mehr  Insekten-Vielfalt können. 
Geeignet sind: Hartholz, Lehmziegel (gut getrocknet), Bambusstängel, Schilf, spezielle Bienensteine aus Ton

Don't: gefährliche Werkstoffe
Alle scharfkantigen Materialien, Stroh, rissiges Holz oder Steine (zum Beispiel in zu grobem zugefügten Sand) behindern die Tiere in ihrer Grabetätigkeit. Dabei würden sich die empfindlichen Mundwerkzeuge zu schnell abnutzen.
Auch Materialien, die chemisch behandelt sind, sind ungeeignet für eine nachhaltige Unterkunft.
Beim Zusatz von Lehm (hier in unserem Sortiment verfügbar) sollte man darauf achten, dass er nicht zu fest wird. Er muss für die Insekten grabbar bleiben. Fetter Lehm wird zu hart. Ganz einfach testen: lässt der Lehm sich mit dem Fingernagel nach dem Trocknen leicht abschaben, dann bekommen es auch die Bienen hin.
Ungeeignet sind Ytong und andere Gasbetonsteine, da sie Feuchtigkeit aufnehmen. Auch neue Ziegelsteine haben häufig scharfe Kanten an denen sich die Insekten verletzten können.

Innenarchitektur

Do: Nisthilfen (Löcher, Füllmaterial)

Don't: zu große oder nicht geglättete Löcher
Gerade Bienen haben sehr empfindliche Flügel. Es ist daher wichtig, glatte Bohrungen ohne Splitter anzubieten, da sonst Verletzungsgefahr besteht. Bohrungen sollte man immer ins Längsholz ausführen - bis zu 10 cm tief. Bei 2 - 9 mm Durchmesser finden viele verschiedene Arten ihr passendes Loft. Zu große Löcher bleiben unbewohnt, das hier der Aufwand des Verschlusses für die Tiere zu groß ist. Die Röhrengänge müssen hinten verschlossen und frei von Verunreinigungen sein. 

Baumscheiben, die nicht aus Hartholz sind, können insofern problematisch werden, als dass sie mit der Zeit an den Bohrungen reissen können und die Brutstätten damit anfällig für Fressfeinde und Pilzbefall werden.
Zu große Zwischenräume können mit unserem Lehm aufgefüllt werden und bieten damit eine zusätzliche Nisthilfe.

Bauanleitung

Wenn man die Dos und Don'ts oben beachtet, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Deswegen gibt es hier auch keine explizite Bauanleitung, aber wir haben Videos rausgesucht die Ideen sprießen lassen.



hier baut Julian vom NABU ein ganz einfaches Insektenhotel



NDR WissensCheck über Wildbienen und Co


... und Insektenhotel-Ideen vom Bayrischen Fernsehen.

Am besten sind natürlich immer die eigenen Ideen - und: einfach Machen!
Denn am Ende geht es doch vor allem darum: Den Erhalt der Vielfalt.

Wie auch ganz kleine Schritte dem Artenschutz helfen können ist in dem Artikel der Süddeutschen zu lesen.

Wir freuen uns, wenn wir zum Insekten-Wohnungsbauprogramm anstiften konnten - und wer stolz auf sein erstes eigenes Insektenhotel ist - immer her mit Bildern auf instagram oder facebook ist der richtige Platz dafür.


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